Worum geht's?
Die deutschsprachigen Sportkletterer verwenden ein allgemein anerkanntes Standardsystem zur Bewertung der technischen Schwierigkeiten einer Kletterroute. Im Mountainbike-Sport existieren hingegen diverse Systeme von Fachmagazinen oder Tour-Autoren, welche nur selten im Detail erklärt werden. Was fehlt ist ein einheitlich geltendes System, welches wie bei den Kletterern von allen benutzt und verstanden wird.
Carsten Schymik
(bekannter Transalpbiker), David Werner ("Singletrail Junkie")
und Harald Philipp
(Vertrider und Bikeguide Ausbilder)
hatten nun das Ziel ein solches System zu entwickeln,
welches in seiner Bandbreite sowohl für Cross-Country-Fahrer als auch für
Extrem-Biker einsetzbar ist.
Das Ergebnis umfaßt drei Schwierigkeitsklassen,
beschrieben durch sechs Schwierigkeitsgrade, welche
auf der Hofer-Skala
(www.bikerides.at) basieren.
Diese Website dient dabei als
Referenz für die mittlerweile vielen Biker, welche
die Skala bereits erfolgreich einsetzen.
Dabei gibt es auch eine Vielzahl anderer Websites, welche die Idee der Skala
verbreiten und teilweise auch bei veröffentlichten Tourenbeschreibungen einsetzen (s. Beispiele).
Die Skala ist Bestandteil der DIMB MTB-Guide-Ausbildung, des DAV Alpin-Lehrplans 7 (Mountainbike) und des OeAV Übungsleiterkurses Mountainbike.
Skala
Die Singletrail-Skala (STS) unterteilt sich in die drei
Schwierigkeitsklassen
Leicht,
Mittel und Schwer,
welche durch die bei Skipisten üblichen Farbkennzeichnungen kenntlich gemacht werden.
Diese Schwierigkeitsklassen orientieren sich dabei an dem Fahrkönnen eines
durchschnittlichen Bikers mit einem technisch aktuellen Mountainbike.
Zur konkreten Klassifizierung und genaueren Differenzierung der Trails (und Schwierigkeitsklassen) werden
sechs relativ gut voneinander abgrenzbare Schwierigkeitsgrade
(S-Grade) von S0 bis S5 herangezogen.
Dabei ist für einen durchschnittlichen Biker das untere Skalenende mit
"locker fahrbar"
und das obere mit "unfahrbar"
gleichzusetzen.
Die Schwierigkeitsklasse Leicht umfasst die Grade S0 und S1, Mittel
wird durch S2 definiert und Schwer beinhaltet alle darüber hinausgehenden S-Grade.
Die STS ist nach oben hin offen
und beschränkt sich auf die technische
Schwierigkeit eines flachen oder abfallenden Weges. Die
gesamte Bandbreite der S-Grade wird jedoch hauptsächlich nur von
Singletrails geboten, weshalb primär von diesen die Rede
ist.
Die Einstufung des Singletrails erfolgt ausschließlich auf Grundlage möglichst
objektiver Wegcharakteristika unter idealen
Randbedingungen wie ausreichendes Tageslicht und trockenem Untergrund. Die
Einstufung ist damit unabhängig von fahrtechnisch
nicht beeinflussbaren bzw. subjektiven und variablen Faktoren wie
z. B. ...
- dem Gefahrengrad (Absturzgefahr),
- dem Wetter (Nässe, Wind, Nebel und Schnee),
- den Lichtverhältnissen oder
- der Fahrgeschwindigkeit.
Bei der Orientierung nach S-Graden ist daher zu beachten, dass sich der fahrtechnische Anspruch beispielsweise durch schlechte Witterungsverhältnissen oder schnelleres Tempo deutlich nach oben verschieben kann.
S-Grade
Im Folgenden werden die Kriterien der jeweiligen S-Grade aufgeführt. Mehr Informationen und Beispiele findet Ihr auf den Detailseiten, welche über das obige Navigationsmenü verlinkt sind. Zum Ausdrucken könnt Ihr alternativ auf unser PDF-Dokument zurückgreifen.
S 0
S0 beschreibt einen Singletrail, der keine besonderen Schwierigkeiten
aufweist. Dies sind meistens flüssige Wald- und Wiesenwege auf griffigen
Naturböden oder verfestigtem Schotter. Stufen, Felsen oder Wurzelpassagen
sind nicht zu erwarten. Das Gefälle des Weges ist leicht bis mäßig, die
Kurven sind weitläufig. [»mehr]
S 1
Auf einem mit S1 beschriebenen Weg muss man bereits kleinere Hindernisse
wie flache Wurzeln und kleine Steine erwarten. Sehr häufig sind vereinzelte
Wasserrinnen und Erosionsschäden Grund für den erhöhten
Schwierigkeitsgrad, der Untergrund kann teilweise auch nicht verfestigt
sein. Das Gefälle beträgt maximal 40%. Spitzkehren sind nicht
zu erwarten. [»mehr]
S 2
Im S-Grad S2 muss man mit größeren Wurzeln und Steinen
rechnen. Der Boden ist häufig nicht verfestigt. Stufen und flache
Treppen sind zu erwarten. Oftmals kommen enge Kurven vor, die Steilheit
beträgt passagenweise bis zu 70%. [»mehr]
S 3
Verblockte Singletrails mit vielen größeren Felsbrocken und/
oder Wurzelpassagen gehören zum S-Grad S3. Hohe Stufen, Spitzkehren
und kniffelige Schrägfahrten kommen oft vor, entspannte Rollabschnitte
werden selten. Häufig ist auch mit rutschigem Untergrund und losem
Geröll zu rechnen, Steilheiten über 70% sind keine Seltenheit.
[»mehr]
S 4
S4 beschreibt sehr steile und stark verblockte Singletrails mit großen
Felsbrocken und/ oder anspruchsvollen Wurzelpassagen, dazwischen häufig
loses Geröll. Extreme Steilrampen, enge Spitzkehren und Stufen, bei
denen das Kettenblatt unweigerlich aufsetzt, kommen im 4. Grad häufig
vor. [»mehr]
S 5
Der S-Grad S5 wird charakterisiert durch blockartiges Gelände
mit Gegenanstiegen, Geröllfeldern und Erdrutschen, ösenartigen
Spitzkehren, mehreren hohen, direkt auf einander folgenden Absätzen
und Hindernissen wie umgefallenen Bäumen - alles oft in extremer
Steilheit. Wenn überhaupt, ist wenig Auslauf bzw. Bremsweg vorhanden.
Hindernisse müssen z. T. in Kombination bewältigt werden. [»mehr]
Wichtig:
Nicht alle Faktoren müssen erfüllt werden
um eine Passage einem gewissen S-Grad zuzuordnen. Ein Singletrail
kann passagen- oder abschnittsweise durchaus auch unterschiedliche Schwierigkeiten
aufweisen. Der Weg wird also z. B. als S2er beschrieben mit zwei S3
Passagen.
Feinabstufung
Die STS ist zur leichteren Klassifizierung in möglichst wenige,
gut von einander unterscheidbare S-Grade aufgeteilt. Dadurch bieten sie
einen gewissen Bewertungsspielraum, welchen man m. H. des Plus- und Minuszeichens
weiter unterteilen kann, wobei diese für die Ober- bzw. Untergrenze
eines S-Grades stehen.
Ein Trail, der mit S2+ charakterisiert wird, hat also einen etwas anspruchsvolleren
Charakter, als man dies von einem durchschnittlichen Pfad auf S2-Niveau
erwarten würde.
Da es keine definierte Grenze zwischen einem Plus-Grad und dem in der
Schwierigkeit nächsthöheren Minus-Grad gibt (z. B. zwischen
S2+ zu S3-), benötigt man zu dieser Feinabstufung eine gewisse Erfahrung.
Eine so genaue Klassifizierung ist aber i. d. R. auch nicht notwendig,
da der S-Grad an sich meistens schon aussagekräftig genug ist.
Vorteile
Ein Singletrail kann nun auch m. H. von unabhängigen Kriterien bewertet
werden, so dass es ortsfremde Biker z. B. eher vermögen die technischen
Ansprüche einer Rennveranstaltung einzuschätzen. Auch im Urlaub ist es
einfacher schnell die interessanten Touren aus einem größeren
Routenangebot heraussuchen zu können, ohne sich zuvor erst durch die
längeren Beschreibungen aller Strecken durchkämpfen zu müssen.
Setzt sich die STS auf breiter Basis durch, können so Touren verschiedener
Autoren direkt mit einander verglichen werden.
Noch Fragen?
Für den Fall, dass Ihr noch Fragen haben solltet,
steht eine ausführlichere Fassung dieses Artikels als PDF-Dokument
bereit.
Über unser Kontaktformular
könnt Ihr uns bei Kritik oder Anregungen auch direkt 'ansprechen',
wobei wir dies grundsätzlich jedoch lieber ins IBC-Forum
verlagern würden. Es gibt hier einen speziellen Thread
zu diesem Thema, in welchem wir alle Fragen zentral beantworten werden.